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Frau Petru on the road

  • metuw7
  • 22. Sept.
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 23. Sept.



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Frau Petru ist gut unterwegs. Noch vor einigen Tagen sauste sie im Rollstuhl durch den Wohnbereich.  Jetzt zuckelt sie - Auferstehung - zu Fuß durch die Gänge. Rumänische Worte strömen unablässig aus ihrem zahnlosen Mund. 


Frau Petru konnte einmal Deutsch. Vermutlich versteht sie es noch,  ausdrücken kann sie sich allerdings nur noch in ihrer Muttersprache. Bei Demenzbetroffenen passiert es, dass sie die erworbene Sprache verlieren und nur noch in der ihrer Kindheit sprechen. Aber es macht ihr nichts aus, dass keiner bis auf Schwester Denisa auf Rumänisch antwortet. Schwester Gian unterhält sich mit ihr auf Vietnamesisch. Klappt auch. Denn Frau  Petru will einfach mit jemandem reden. Sie ruft, sie lacht. Sie schimpft, wenn sie sich ärgert und dampft irgendwohin ab, um ein paar Minuten später fröhlich brabbelnd zurückzukehren. Sie schiebt  Rollstühle, deckt den Tisch, gleich darauf deckt sie ihn wieder ab. Dann muss sie ein paar Momente in  ihrem Stuhl verschnaufen und springt wieder auf. Alles in ihr ist in Bewegung. 


Manche ziehen sich im Alter zusammen. Die Sprache weicht, die Gesten werden kleiner. Der Blick sieht etwas anderes, die Erinnerung wird zur Gegenwart. Das Jetzt rückt allmählich in saturnische Ferne. 

Aber bei manchen passiert das Gegenteil. Wie bei Frau Petru. Frau Petru hält sich fest im Hier und Heute. Sie will es spüren und daran teilnehmen. Deshalb ist sie unablässig on the road Sie grüßt jeden, den sie antrifft. Das ist ihr Geschäft. Und sie freut sich jedesmal, wenn sie zurückgegrüsst wird. Ob auf thailändisch, rumänisch, deutsch, ganz egal. Sie ist hier.

 
 
 

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