Sodom - von der Möglichkeit des Unmöglichen
- metuw7
- 8. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Sept.

Wo ist Sodom?
In der Stätte Tell El Hammam nahe des Toten Meeres legte man die Überreste von Menschen frei, die auf bestürzende Weise zu Tode gekommen waren. Sie wurden regelrecht in Stücke gerissen. Man fragte sich, was für ein Ereignis die Stadt und ihre Einwohner vernichtet haben konnte, die Kräfte, die dort gewirkt hatten, mussten ungeheuerlich gewesen sein. Die Nähe zum Toten Meer, die Größe der Stadt und das - im wahrsten Sinn des Wortes biblische - Ausmaß der Katastrophe legten nahe, dass es sich bei Tell El Hammam um die Stadt Sodom handelte.
Ein endgültiger Beweis dafür, Sodom gefunden zu haben, ist bislang nicht erbracht. Denkbar ist, dass das Alte Testament das Ereignis einer alle Vorstellung übertreffenden Katastrophe mit der Überlieferung Sodoms verband, einer Stadt von unvorstellbaren Verworfenheit. Doch gleichgültig ob es sich tatsächlich um das reale Sodom handelt oder nicht, die Weise, wie die Bibel von von den Ereignissen um ihren Untergang berichtet, ist ein Höhepunkt an Erzählkunst.
Kollateralschaden
In Genesis 18, dem 1. Buch Mose heißt es, dass Gott Abraham im Örtchen Mamre besucht, der kaum mehr Umfang hatte als ein Zeltplatz. Mamre lag nicht weit entfernt von Sodom, der größten Stadt, mithin eine Metropole für die Verhältnisse jener Zeit. Gott begegnet Abraham in Gestalt von drei Männern. Abraham lädt diese drei Männer nach den Gepflogenheiten altorientalischen Gastrechts ein, sie zu bewirten. Nun überlegt sich Gott, ob er Abraham in sein Vorhaben, Sodom zu zerstören, einweihen soll. Zuvor sandte er zwei seiner Hypostasen nach Sodom geschickt, um herauszufinden, ob die Stadt tatsächlich so verworfen ist, dass es den Untergang verdient. Die dritte Person Gottes bleibt bei Abraham und spricht mit ihm über das, was mit Sodom geschehen soll.
Abraham ist sich im Klaren, dass er es mit dem Allmächtigen höchstpersönlich, dem „Richter der Welt“ zu tun hat. Aber statt dem Höchsten geflissentlich zuzustimmen, lässt sich Abraham auf ein Gespräch mit ihm ein. Wie ein gewiefter Anwalt gibt er zu bedenken, dass, wenn nur 50 gerechte Menschen in Sodom lebten, Gott diese Menschen ebenso töten würde wie die Frevler. Das ist ungerecht. Gott verspricht, wenn er 50 gute Menschen in Sodom fände, würde die Stadt nicht untergehen.
Abraham ahnt, dass er angesichts des Rufs der Stadt die Zahl 50 zu optimistisch gewählt hat. Mit aller gebotenen Ehrfurcht fragt er, ob die Gegenwart von 45 guten Menschen nicht auch schon ein Grund sei, Barmherzigkeit walten zu lassen. Auch darauf geht Gott ein. Abermals “richtet Abraham das Wort an ihn: ‘Vielleicht lassen sich dort nur 40 finden.’ Gott antwortete: ‘Wegen der 40 werde ich es nicht tun.’” (Gen. 18, 29). Mit rhetorischem Demutsgeschick feilscht Abraham die Zahl der Gerechten bis auf 10 herunter, die Gott unmöglich als Kollateralschaden in Kauf nehmen könne. Gott gibt ihm Recht und Abraham, wissend, dass er nicht mehr (bzw. weniger) verlangen kann, willigt in den Deal ein.
Es ist geradezu komisch, mit wie viel Chuzpe Abraham mit Gott um die Möglichkeit verhandelt, dass selbst im Sündenpfuhl Sodom zehn gute Menschen leben könnten. Und es berührt, dass der Herr des Himmels und der Erden sich auf die Feilscherei einlässt. Für Gott , das ist das erste, was auffällt, sind im Gegensatz zu den Regierenden der Welt Kollateralschäden nicht hinnehmbar. Woher also beziehen irdische Herrscher ihren Machtanspruch, sich darüber hinwegzusetzen?
Die Möglichkeit des Unmöglichen
Das zweite, was ins Auge fällt, ist, dass entgegen der Erwartung Abrahams, die Sündhaftigkeit in Sodom so tief verwurzelt ist, dass nicht einmal 10 Gezusammenkommen. Das Alte Testament will mit dieser Geschichte offenbar zum Ausdruck bringen, dass vollkommene Verworfenheit möglich ist. Abraham steht hier für das Menschliche, das das nicht für möglich hält. Und selbst Gott ist unsicher und “will hinabsteigen und die Klagen prüfen, die vor” ihn “gekommen sind. Haben sie wirklich so schlecht gehandelt oder nicht?” (Gen. 18, 21) Die Bibel widerspricht hier der grundsätzlichen Annahme, dass in jedem Menschen ein auch nur geringes Quäntchen Gerechtigkeit vorfindbar wäre, an das man doch irgendwie anknüpfen könnte. Sie konfrontiert einen mit der Möglichkeit des Unmöglichen. Und das ist eigentlich das wirklich Erschütternde, das wirklich Unvorstellbare am Untergang Sodoms.



Gott rettet die, die eine Beziehung zu ihm haben, in Jesus hat er uns das leicht gemacht! Zu diesem Thema habe ich über 300 Mini-Videos auf Youtube gemacht: https://www.youtube.com/@CharlyHans/videos Meine E-Mail ist: lesson@web.de , meine Internetseite ist: www.kreativerunterricht.de Liebe Grüße, Hans-Rainer Preiss